Worber Post, Ausgabe 03/2019 - Matthias Marthaler

Avatar of SP Worb SP Worb - 27. March 2019 - Zeitungsartikel

Schlechtes Wetter wegen des Klimas!

Verd… Es macht mich immer noch wütend, wenn ich daran denke. Auch hierzulande werden Jugendliche, die sich für den Klimaschutz einsetzen, belächelt oder aber richtig aggressiv angegriffen. Eine Kostprobe konnte ich letzten Freitag, zu später Stunde, im Zug von Zürich nach Bern live miterleben.

Nachdem eine junge Dame mit brauner Schiebermütze neugierig – sie fiel fast in meinen Bildschirm - nach dem SP Logo mit dem grünen Pluszeichen gefragt hatte, kamen wir ins Gespräch. Eine Klimaaktivistin auf dem Heimweg. Sie war an einer Koordinationsveranstaltung. Ausgelassen erklärte sie mir die Zeichen, welche ausgemacht wurden, um in grosser Runde, möglichst effizient und ohne Gehörschaden zu verhandeln. In Arbeitsgruppen seien Lösungsansätze für Kommunikation, die Abfallentsorgung an den Demos, zum Auftreten gegenüber Schulen sowie zu den konkreten Forderungen, die sie kommunal und national einbringen wollen, erarbeitet worden. Dies alles sei «basisdemokratisch, parteineutral und ohne Vorgaben» von Statten gegangen.

Plötzlich kehrte sich eine Mitreisende mittleren Alters um und setzte uns über ihren Unmut bezüglich der Klimastreikenden in Kenntnis. «Was denn diese hochgelobte Jugend tue, um die Umwelt zu schützen? »,  «Ihr fliegt doch die ganze Zeit, dami nochmal!» und weiter «Keine konkreten Lösungen, aber der ganzen Welt Vorwürfe machen!» Auch ich bekam einen Schwall davon ab. Es war nicht nur lächerlich unanständig, sondern schlicht falsch.

Ich finde das Engagement der Jugend bemerkenswert und wichtig. Natürlich bin ich Punkto «Schwänzen » zwiegespalten – deshalb heisst es wohl auch «Streik». Nun zu den Aussagen, die mir wirklich langsam auf den Keks gehen. Weshalb sollten die Menschen, die über unseren Konsum, unsere Lebensweise nachdenken und sich um die Umwelt sorgen, «emissionsfrei» leben? Als ob sich die Absender solcher Tiraden ganz besonders angesprochen fühlten.

Diese Argumentation zielt am Kern der laufenden Debatte um Nachhaltigkeit vorbei. Natürlich muss jede und jeder sein eigenes Handeln auf den Prüfstand stellen. Fragen nach gezieltem Verzicht und Vermeidbarem sind unumgänglich, nur dem Klimawandel müssen wir als Gesellschaft entgegentreten. Genau das erwarten die Jugendlichen übrigens auch von uns. Klar kritisieren sie energisch und laut. Gleichzeitig vertrauen sie aber darauf, dass die Politik aus ihren Befürchtungen, Forderungen und Vorschlägen enkeltaugliche Lösungen entwickelt.

Schlussendlich gehen laut dem Carbon Majors Report von 2017 71 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen seit 1988, auf das Konto von gerade mal 100 Firmen. Von besagten Unternehmen haben ein beachtlicher Teil ihren Hauptsitz in der Schweiz. Hier wäre doch ein erster Ansatzpunkt, holen wir diese an den Tisch und übernehmen Verantwortung für morgen!

Matthias Marthaler, GGR-Mitglied

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare